15. Oktober

Meine Kontrollliste, nicht deine

Klatsch, gespickt mit moralischer Entrüstung, ist eine gängige Art des Rufmordes, der auch für uns seine Reize hat. Hier versuchen wir nicht, denen zu helfen, die wir kritisieren. Wir versuchen nur, unsere eigene Rechtschaffenheit hervorzuheben.

Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen, S. 63

Manchmal merke ich erst am Ende des Tages, dass ich über jemanden geklatscht habe. Wenn ich meine tägliche Inventur mache, erscheint mein Klatschen wie ein Fleck in meinem sonst so wunderschönen Tag. Wie konnte ich nur so etwas sagen? Klatsch zeigt sein hässliches Gesicht während einer Kaffeepause oder einem Mittagessen mit Geschäftspartnern. Es kann auch passieren, dass ich abends, wenn ich müde von der Arbeit des Tages bin, über jemanden herziehe und selbstgerecht mein Ego auf Kosten eines anderen aufblase. Charakterfehler wie Tratscherei schleichen sich in mein Leben ein, wenn ich mich nicht ständig bemühe, die Zwölf Schritte der Genesung zu arbeiten. Ich muss mir vor Augen halten, dass meine Einzigartigkeit der Segen meines Daseins ist und dass dies auch auf jeden anderen zutrifft, dem ich auf meinem Lebensweg begegne. Heute ist die einzige Inventur, die ich machen muss, meine eigene. Ich überlasse die Beurteilung anderer der höchsten Instanz – der göttlichen Vorsehung.

Aus dem Buch „Heute. Gedanken zum Tag“ (Originaltitel: Daily Reflections).
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