11. April

Vorwurf – ein Wort zum Streichen

Es dauerte oft sehr lange, bis wir einsahen, dass wir Opfer unserer eigenen verworrenen Gefühle waren. Bei anderen konnten wir sie schnell entdecken, doch bei uns nur sehr schwer. Zunächst mussten wir zugeben, dass wir eine Menge Charakterfehler hatten, obwohl diese Erkenntnis schmerzlich und demütigend war. Soweit es sich um andere Menschen handelte, mussten wir das Wort „Vorwurf“ aus unserem Reden und Denken streichen.

Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen, S. 45

Als ich meinen Vierten Schritt nach den Empfehlungen des Blauen Buches machte, fiel mir auf, dass meine Groll-Liste voll mit Vorurteilen war und dass ich andere dafür verantwortlich machte, dass ich nicht erfolgreich sein und meinem Potential entsprechend leben konnte. Ich fand auch heraus, dass ich mich anders fühlte, weil ich schwarz war. Als ich in diesem Schritt weiterarbeitete, wurde mir klar, dass ich immer getrunken hatte, um diese Gefühle loszuwerden. Erst als ich nüchtern wurde und meine Inventur machte, wurde mir klar, dass ich niemandem mehr Vorwürfe machen konnte.

Aus dem Buch „Heute. Gedanken zum Tag“ (Originaltitel: Daily Reflections).
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