Juni 2024

Kopf über den Wolken, Füße fest auf der Erde

„Wenn also Menschen auf uns zugingen, deren Problem gelöst worden war, brauchten wir nur noch dieses einfache spirituelle Handwerkszeug aufzuheben, das sie uns vor die Füße gelegt hatten. Wir haben ein Stück Himmel gefunden und sind in eine neue Dimension unserer Existenz gelangt, von der wir noch nicht einmal geträumt hatten.”

                                   Aus: Anonyme Alkoholiker, Kapitel 2; Seite 30

Welche spirituellen Werkzeuge hat dir die Gemeinschaft geschenkt? Schaffst du es, sie immer parat zu haben? Oder verlierst du ab und zu den Boden unter den Füßen? Berichte uns über die Krankheit, die in deinem Kopf sitzt.

Sonderthema zur Juni-Ausgabe

Oldtimer

„Die Gründer vieler Gruppen werden gewöhnlich in zwei Kategorien eingeteilt, die man in der AA- Sprache als „Erfahrene AA“ und „Blutende Diakone“ bezeichnet.

Die Erfahrenen erkennen die weise Gruppenentscheidung zur Selbstbestimmung an, und sie ärgern sich nicht über eine Herabsetzung ihres Stellenwertes. Ihr durch große Erfahrungen untermauertes Urteilsvermögen ist gesund; sie sind bereit, ruhig zuzusehen und geduldig auf die Weiterentwicklung zu warten.

Der „Blutende Diakon“ ist fest davon überzeugt, dass die Gruppe ohne ihn nicht weitermachen kann. Er kämpft ständig um seine Wiederwahl und wird von Selbstmitleid verzehrt.

Fast jeder alte AA hat in gewissem Sinne diesen Prozess erlebt. Glücklicherweise überstehen ihn die meisten und werden „Erfahrene AA“. Sie werden echte und beständige Wegweiser der Anonymen Alkoholiker.“

                                    Aus: Wie Bill es sieht, Kapitel 138; Seite 146

Wir alle lernen im Laufe unseres AA-Lebens beide Gruppen der sogenannten „Oldtimer“ kennen und vor allem auch zu erkennen.

Ich habe mich von Anfang an an den „Erfahrenen AA“ orientiert und ermutigende Unterstützung erfahren, in der ich freiwillig und selbstbestimmt wachsen konnte und wollte.

Die „Blutenden Diakone“ und ich, wir haben nicht zusammengepasst.

Es gibt aber auch AA- Freunde, die sich genau dort wohlfühlen und Halt finden.

Leben und leben lassen und den eigenen Weg gehen!

Beiträge zu beiden Themen bitte bis 3. April 2024 an aa-redaktion@anonyme-alkoholiker.de

Juli 2024

Bereitwilligkeit, Ehrlichkeit und Demut

Nur indem wir über uns sprachen und nichts zurückhielten, nur indem wir bereit waren, Rat und Anleitung anzunehmen, kamen wir auf den Weg zu klarem Denken, zu wahrer Ehrlichkeit und echter Demut.

                                                                     Wie Bill es sieht; Kapitel 248, Seite 256

Demut, Ehrlichkeit und Bereitwilligkeit sind Eckpfeiler in meinem Leben. Die Kombination daraus hat es mir erst ermöglicht, mit Offenheit auf andere zuzugehen und Vertrauen zu mir selbst und anderen aufzubauen. Weil ich bereitwillig und ehrlich in den Meetings über mich gesprochen habe, konnte ich meine Charakterfehler erkennen und meine Denk- und Handlungsweise verändern. Die Demut bedeutet für mich, mein Leben so anzunehmen, wie es ist und mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Sie hat mir die Möglichkeit eröffnet, andere Perspektiven einzunehmen und meinen Mitmenschen mit Empathie und Respekt zu begegnen.

Beiträge bitte bis 3. Mai 2024 an aa-redaktion@anonyme-alkoholiker.de

August 2024

Süchtiges Verlangen in vielen Formen

Ich kriege nie genug. Ich bin vielleicht schon lange trocken, aber ich kann ohne Ende shoppen, Süßigkeiten essen und komplette Serien in wenigen Tagen durchgucken, die bei „normalen“ Leuten locker für ein paar Monate reichen. Manche unserer Suchtverlagerungen finde ich nicht schlimm, andere können eine ähnliche Zerstörungskraft entwickeln, wie es das Trinken früher für uns hatte. Sex, Spielen oder Arbeiten ohne Kontrolle kann uns genauso den Boden unter den Füßen wegziehen und eine Gefahr für unsere Nüchternheit sein.

Unsere Dritte Tradition „Die einzige Voraussetzung für die AA-Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören“, bringt uns alle immer wieder bei AA zusammen, wie auch immer die Nebenkriegsschauplätze aussehen.

Sonderthema zur August-Ausgabe

Alkoholiker in helfenden Berufen

 Alkoholiker hören einfach nicht auf einen Menschen, der für seine Arbeit im Zwölften Schritt bezahlt wird. Wir kamen schnell darauf, dass persönlicher Kontakt zum Alkoholiker, der noch trinkt, nur durch den Wunsch zustande kommt, ihm zu helfen und dadurch selbst Hilfe zu finden.

Aus Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen, Seite 159

Ich war noch nicht lange bei AA und total begeistert von dem täglichen Wunder, nicht mehr trinken zu müssen. Und schon da hätte ich am liebsten alle Alkoholiker in meiner Umgebung trockengelegt. Für kurze Zeit war ich ein heftiger und erfolgloser „Two-Stepper“. Etwa ein Jahr später überlegte ich dann ernsthaft, umzuschulen mit dem Ziel Therapeutin in einer „Trockenschleuder“ zu werden. Das habe ich in den Meetings kundgetan, bin aber nicht auf große Begeisterung gestoßen und habe das dann auch ziemlich schnell abgehakt. Ärztin, Krankenschwester oder Sozialarbeiterin wollte ich seltsamerweise nicht werden, obwohl ich auch einen Co-Anteil habe, weil ich aus einer alkoholkranken Familie komme und in diesen Berufen in meinem langen Leben eine große Anzahl von Co-Abhängigen angetroffen habe. Letztlich war es für mich so gut: Ich habe Beruf und die Arbeit im Zwölften Schritt getrennt gehalten, was nicht heißt, dass ich nicht auch mal Kollegen auf AA aufmerksam gemacht habe. Es geht natürlich aber auch anders: In den von mir besuchten Meetings waren immer mal wieder Alkoholiker, die Sucht-Therapeuten waren. Sie haben aber strikt darauf geachtet, keine Meetings zu besuchen, in denen ihre Klienten saßen.

Beiträge zu beiden Themen bitte bis 3. Juni 2023 an aa-redaktion@anonyme-alkoholiker.de